Mittwoch, 26. Januar 2011

Kommentar zur Filmkritik. (Focus).

Die Rezension ist insgesamt gut gelungen. Sie berichtet oberflächlich über den Inhalt des Filmes, erzählt von den Schauspielern und ihren Leistungen, und wertet das ganze als „eine gelungene Umsetzung des gleichnamigen, jungen Klassikers…“. Auf die Handlung hätte man noch näher eingehen können, so wie auf Hauptthemen die in dem Film dargestellt werden wie Liebe, Sexualität, Schuld, und die Verantwortung die jeder für seine Taten tragen muss. Im Gesamtpaket ist die Kritik an dem Film „Der Vorleser“ gelungen.

Die Kritik

http://www.focus.de/schule/familie/medien-tipps/dvd-tipps/literaturverfilmung-der-vorleser_aid_375649.html

Gerichtsreportage.

Im Deutschunterricht sollten wir eine Gerichtssituation nachspielen. In dieser sollte verhandelt und dargestellt werden ob Hanna Schmitz, eine ehemalige KZ-Wächterin, nun schuldig ist oder nicht. Sie solle angeblich in der Bombennacht den jüdischen Frauen bewusst nicht geholfen haben und ihr wird die gesamte Schuld aufgeladen, da sie zudem das Protokoll etc. angefertigt haben solle. In unserer Gerichtsverhandlung spielte Michael Berg jedoch ebenfalls eine große Rolle. „Sehr nah“ sei die Beziehung zwischen ihm und Hanna gewesen, meinte er, ohne jegliche weitere Informationen preiszugeben. Auch erzählt Michael, dass Hanna nicht so viel Schuld trage wie es den Anschein hätte – da sie Analphabetin sei, und somit das Protokoll gar nicht geschrieben haben könne. Jedoch basiert dies alles nur auf Michaels Aussage und niemand scheint dies wahrhaftig zu beweisen können. Die Ankläger lassen sich nicht abwimmeln und beharren auf ihrem Standpunkt, dass Hanna nicht zwangsläufig wirklich Analphabetin sein müsse. Beide, sowohl Ankläger als auch Verteidiger, werfen sich die Argumente wie Spielbälle vor die Füße, ohne wirklich sachlich darüber zu diskutieren. Dies lässt die Lautstärke steigen, und man merkt dass es sich hier um eine Nachstellung handelt. Das Analphabetismus und die Selektionen der KZ-Wächterinnen nichts miteinander zu tun haben, scheint jedem bewusst zu sein. Beendet wird das ganze mit Michaels Worten, welcher versucht Hanna von ihrer zu viel angelasteten Schuld zu befreien.

Analphabetismus heute.

Analphabetismus ist auch in der heutigen Zeit noch ein „Tabu-Thema“ über welches nicht gerne gesprochen wird. Schätzungen zufolge gibt es ca. 4 Millionen funktionale Analphabeten in der Bundesrepublik Deutschland, welche aus Scham und Angst oftmals nicht zu ihrem Problem stehen. Die Zahlen beweisen den Druck unter dem Analphabeten leiden, so besuchen ca. 2 % der Betroffenen in Rheinland-Pfalz einen Kurs um Lesen und Schreiben zu lernen – die restlichen halten sich vorzugsweiße anonym.

Diese Angst vor der Blamage, lässt Betroffene oftmals Sachen auswendig lernen um nicht aufzufallen, wie in dem Beispiel von Tina F. (Quelle unten) Es könnte ja jemand merken, dass sie Defizite haben. Was wäre wenn sie deswegen entlassen würden? Ihr Ansehen verlieren würden? Diese Fragen erschweren Betroffenen oftmals die Entscheidung als volljährige Person sich weiterzubilden.

Heutzutage gibt es mehrere Einrichtungen und Hilfsorganisationen welche Analphabeten unterstützen. Beispielsweise der „ Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V“ oder „Forschungs- und Entwicklunsgvorhaben des Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ Auch stehen Beratungstelefone etc. zur Verfügung.

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Analphabetismus#Institutionen

http://www.welt.de/wissenschaft/article9750415/Wie-Analphabeten-in-Deutschland-unerkannt-bleiben.html

http://www.ngo-online.de/2010/03/10/analphabeten-in-deutschland/

Charakterisierung Michaels.

Zu Beginn des Romans ist der Protagonist Michael Berg 15 Jahre alt und erfüllt alle Kriterien eines normalen jugendlichen Schülers. Sein Verhalten ist der Gesellschaft angepasst, und somit hat er gute Manieren und ist in keinster Weise besonders auffällig. Als er jedoch Hanna kennenlernt, nimmt sein Leben eine Wendung, welche ebenso Folgen auf seine Persönlichkeit hat. Er wird erwachsener, somit selbstbewusster und seine kindliche Unsicherheit nimmt ab. Diese Wandlung erfüllt ihn mit Stolz und Selbstvertrauen, welche er nun auf seine Mitschüler ausstrahlt. Nur in der Beziehung zu Hanna scheint er den kürzeren gezogen zu haben, denn er versucht es ihr immer Recht zu machen und unterwirft sich ihr beinahe. Im Verlauf der gemeinsamen Zeit gewinnt Michael jedoch auch in dieser Hinsicht mehr Vertrauen in sich selbst und so zeigt er auch öfters seinen Willen.

Michaels Beziehung zu seinen Eltern wirkt unterkühlt und distanziert. Der Vater, welcher Philosophieprofessor ist, scheint seine Liebe, falls vorhanden, nie seiner Familie gezeigt zu haben und so besitzt Michael im Grunde genommen keine enge Beziehung zu ihm. Seine Mutter, Hausfrau und Mutter dreier Kinder, scheint wohl so manches Mal den Kontakt zu ihren Kindern gesucht zu haben – doch ohne Glück. Das Verhältnis ist hier also ebenfalls nicht allzu eng. Zu seinen Geschwistern scheint Michael auch keinen richtigen Draht zu besitzen, denn sie werden kaum genannt und wenn dann im Zusammenhang mit kleinen Rivalitäten. Alles in Allem hat der Protagonist keine vertrauenswürdige familiäre Bindung zu seiner Familie.

Eine spätere Freundin Michaels ist der Ansicht, er solle ein besseres Verhältnis zu seiner Mutter aufbauen – doch er scheint das nicht ernst zu nehmen. Als er Hanna im Prozess wieder sieht zerbricht seine harte, gleichgültige Fassade welche er in all den Jahren erschaffen hat, und lässt ihn nachdenklich, sensibler und emotionaler wirken.

Samstag, 15. Januar 2011

Zusammenfassung - 3.Teil

Michael beendet sein Jurastudium und beginnt sein Referendariat. Seine Gedanken kreisen oftmals um die nationalsozialistische Vergangenheit, und sein Schmerz, sein Entsetzen und seine Fragen nach dem Prozess begleiten ihn, was er auch tut. Während des Referendariats lernt er Gertrud kennen, welche er später zur Frau nimmt. Sie bekommen eine gemeinsame Tochter namens Julia, doch 5 Jahre nach deren Geburt lässt sich das Paar wieder scheiden. Ein weiterer Grund für den sich Michael schuldig fühlt, da er seinem einzigen Kind keine „heile“ Familie bieten kann. Zu sehr hat sich Michael nach Hanna gesehnt, und zu wenig für Gertrud empfunden. Seine späteren Beziehungen scheitern alle aus demselben Grund: Hanna. Für Michael ist sie die einzig „richtige“ Frau, und an jeder seiner späteren Freundinnen entdeckt er Unterschiede zu Hanna, was er als „falsch“ interpretiert.

Der Protagonist wird Rechtshistoriker, welches im Buch auch als „Flucht vor Herausforderung“, benannt wird, und beschäftigt sich nun exzessiver mit der Geschichte des Dritten Reiches. Er beginnt wieder mit dem vorlesen – und nimmt die Erzählungen auf Kassetten auf, welche er später Hanna in das Gefängnis schickt. Dies behält er, in unregelmäßigen Zeitetappen, 10 Jahre lang bei. Irgendwann erreicht Michael ein Brief von Hanna, indem sie handschriftlich ihre Meinung zu einem der vorgelesenen Texte kundtut. Voller Stolz und Freude reagiert er auf Hannas Schreibversuche, welche sich mit der Zeit häufen. Ihr geantwortet hat er jedoch nie. Als der Tag von Hannas Entlassung aus dem Gefängnis näher rückt, erhält Michael einen Brief der Anstaltsleiterin, welche ihn bittet Hanna nach ihrer Freilassung in vielerlei Hinsicht zu unterstützen und sie zu alsbald zu besuchen. Er geht jeder Bitte der Leiterin nach, nur der bevorstehende Besuch macht Michael Angst, und so zögert er diesen Termin soweit es geht hinaus. Doch das Unvermeidbare geschieht. Als er Hanna, nun eine alte Frau, sieht erkennt er ihr „früheres“ Ich kaum wieder. Auch misst Michael ihr nicht mehr einen so großen Platz in seinem Leben bei.

Kurz darauf erfährt er von ihrem Selbstmord, und ist erschüttert. Zusammen mit der Leiterin des Gefängnisses sieht er sich Hannas Zelle an, entdeckt seine Kassetten und einige Bücher über KZs bzw. das Dritte Reich. Die Selbstmörderin hatte ein Testament hinterlassen, indem sie Michael auffordert ihre 7000 Mark an die überlebende Tochter des Brandes zu geben. Um die Bitte zu erfüllen trifft er sich alsbald mit der Überlebenden, spricht mit ihr und sie kommen schließlich zu dem Entschluss das Geld an eine jüdische Einrichtung zu spenden. Als Michael die Bescheinigung der Organisation erhält, dass das Geld überwiesen wurde besucht er das erste und einzige Mal das Grab seiner ersten Liebe.

Was mir an der Lektüre gefallen hat...

Die Lektüre hat mir im Gesamtpaket gut gefallen, da sie einen zum Nachdenken anregt. Teilweise kann es jedoch verwirrend sein, da die Erzählperspektive oftmals wechselt und man aufgrund dessen aus dem Konzept kommen kann. Die Sprache an sich ist gut verständlich, allerdings gab es auch Textpassagen die ich aufgrund von Verständnisproblemen mehrmals lesen musste. Erlebnisse in der Beziehung von Hanna und Michael werden sehr ausführlich beschrieben. Ich selber konnte mich mit dem Protagonisten Michael wenig identifizieren, was mich jedoch nicht davon abhielt mitfühlend in seine Gedanken und Gefühlswelt einzutauchen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass das Ende nicht vorhersehbar ist. Anfangs war ich von Hannas Verhalten irritiert, was sich jedoch gegen Ende veränderte – nachdem der Leser erfahren hatte, dass Hanna Analphabetin ist. Die Persönlichkeit von Hanna hatte auf mich einen eher unsympathischen Eindruck, was sich jedoch ebenfalls gegen Ende änderte. Sie wirkte weicher und verletzlicher in ihrer Art, was sie in meinen Augen menschlicher machte. Ob eine Beziehung dieser Sorte in der Realität stattfinden könnte ist fraglich, und für mich eher unrealistisch. Fragen die mir während dem Lesen in den Sinn gekommen sind, waren z.B. ob Hanna bewusst war welchen Einfluss sie auf Michael hatte? Ob Michael nun wirklich so viel Schuld hatte, wie er meint oder ob er sich selber zu viel anlastet? Und wenn sie mehr miteinander gesprochen hätten, wäre dann alles anders verlaufen?

Nichtsdestotrotz halte ich die Charaktere, die Handlung und das Buch für sehr interessant, und empfinde es als Unterrichtslektüre für geeignet.



Sonntag, 9. Januar 2011

Deutsch-Interpretation (S.164-166)

In dem Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink, welcher im Jahre 1995 erschienen ist, geht es um die Liebesbeziehung des zu Beginn 15jährigen Michael Bergs und der 21 Jahre älteren Frau Hanna Schmitz. Beinahe krampfhaft versucht Michael seine erste Liebe zu vergessen, jedoch scheint ihm das nicht wahrhaftig zu gelingen. Sein ganzes Denken scheint von dieser Frau und früheren KZ-Wächterin eingenommen zu sein, und hat somit drastische Konsequenzen für Michaels Leben. Es treibt ihn in die Verzweiflung und setzt ihm psychisch zu.


Das Buch bzw. Geschehen beginnt mit der Gelbsucht des 15 Jahre alten Michael Bergs. Er erbricht sich vor Hannas Haus, und lernt somit seine spätere erste Liebe kennen. Bei einem Dankesbesuch beobachtet er Hanna bei dem Anziehen ihrer Strümpfe und ist gleichermaßen erregt wie fasziniert. Er kann nicht von ihr ablassen und besucht sie ein weiteres Mal, bei welchem er seinen ersten sexuellen Kontakt mit einem weiblichen Wesen erlebt und sich verliebt. Fortan geht Michael täglich zu Hanna, um mit ihr zu schlafen. In einem Gespräch zwischen den Liebenden verlangt Hanna, dass Michael ihr vorlesen solle. Diese Forderung wird nun zur Voraussetzung für den Beischlaf. In einer Aprilwoche gehen sie gemeinsam eine Radtour machen, bei welcher es zu einem Konflikt kommt. Michael hinterlegt Hanna einen Zettel um sie von seiner kurzzeitigen Abwesenheit zu unterrichten. Jedoch scheint Hanna diesen Brief nie zu Gesicht bekommen zu haben, denn sie reagiert zornig auf sein Verschwinden. Trotz dieses Gefühlsausbruches behalten Michael und Hanna ihr Ritual des Liebens und des Vorlesens bei. Bald darauf beginnt Michael, in seinen Augen, Hanna zu verraten und macht sich somit schuldig. Er erzählt niemandem von seiner heimlichen Beziehung. Obgleich wie wenig sie voneinander wissen liebt er sie und es erschüttert ihn, als Hanna plötzlich weg ist. Michael studiert dann Rechtswissenschaft, kann seine erste Liebe aber nie endgültig hinter sich lassen. Völlig unvermittelt trifft er sie im Gericht wieder, denn sie wird wegen ihrer unmenschlichen Handlungen als KZ-Wächterin angeklagt. Gepaart mit Hilflosigkeit und Anspannung erwartet Michael das Urteil des Richters, welcher sich für lebenslange Haft ausspricht. Ihm wird klar, weshalb Hanna sich nicht wehren kann, und wieso sie sich vorlesen hat lassen. Hanna ist Analphabetin. Michael zieht sich immer mehr zurück und denkt über die Vergangenheit nach.


In dem 2.Kapitel des dritten Teils des Romans erzählt Michael, als auktorialer Erzähler, von seiner ersten Frau Gertrud, seiner Tochter Julia, weiteren Beziehungen und seiner Sehnsucht nach Hanna. Man kann diese Textstelle in vier verschiedene Abschnitte unterteilen. Der erste Abschnitt (S.164 Z. 1-8) handelt von seiner Vorgeschichte mit Getrud. In der zweiten Passage (S.164 Z. 9 – S.165 Z. 27) geht es um die Ehe und Beziehung von Michael und Gertrud. (S. 165 Z. 28 – 48) beinhaltet den dritten Ausschnitt, in welchem der Ich-Erzähler von ihrer Scheidung spricht und von seiner Schuld gegenüber Julia. Das vierte Segment, (S. 165 Z.49 – S.166 Z. 70), schildert Michaels spätere Beziehungen und seinen Wunsch nach Hanna.

Anfangs beschreibt der Protagonist Michael wie er und Gertrud sich kennengelernt haben („Gertrud und ich hatten uns auf der Skihütte kennengelernt,…“ S.164 Z. 1-2) und schildert in knapper Textlänge ihre gemeinsamen Erlebnisse. Auffallend ist, dass der Ich-Erzähler oft das Wort „zusammen“ benutzt (S. 164 Z. 5-7 „…wir studierten zusammen, bestanden zusammen das Examen und wurden zusammen Referendare.“).

Jedoch schienen sie sich trotz ihrer gemeinsamen Lebensetappen nicht nahe genug gestanden zu sein, da Michael ihr nie von seiner ersten Beziehung erzählte (S. 164 Z.9 „Ich habe ihr nichts von Hanna erzählt.“) Allerdings erklärt der Erzählende dass, wenn er und Gertrud ein anderes Leben geführt hätten, die Beziehung ein glückliches Ende genommen hätte. Gäbe es „viel Arbeit und wenig Zeit füreinander“ (S.164 Z.14-15), würde Michael von Hanna abgelenkt sein, und seine Frau nicht mit Hanna vergleichen („Ich habe nie aufhören können, das Zusammensein mit Gertrud mit dem Zusammensein mit Hanna zu vergleichen,…“ S.164 Z. 18-29). Denn bei dieser Gegenüberstellung war es immer Gertrud, welche sich „falsch anfaßt und anfühlt,…falsch riecht und schmeckt“ (S. 165 Z.23-24). In den Zeilen 24-25 auf der Seite 165 lässt sich eine Klimax finden „Ich dachte,… Ich hoffte,… Ich wollte…“ welche zum Ausdruck bringt wie sehr Michael von seiner Sehnsucht nach Hanna befreit sein wollte („Ich wollte von Hanna frei sein.“ Z.25 S.165) Dennoch gelingt es ihm nicht, diese aus seinem Leben zu verbannen „Aber das Gefühl, daß es nicht stimmt, hat sich nie verloren“ (S.165 Z.26-27), was seine Hilflosigkeit und Verzweiflung bezeugt.

Nun wird dem Leser offenbart, zu was dies alles führte „Als Julia fünf war, haben wir uns scheiden lassen“ (S.165 Z.28). Es bleibt die Frage, ob dies wahrhaftig Liebe war oder nur Zuneigung. Denn die Schilderungen des Ich-Erzählers von der Beziehung zwischen Gertrud und ihm sind sehr sachlich, und ohne Gefühl gewesen. Die Reaktion der Tochter Julia auf die Scheidung ihrer Eltern trifft Michael jedoch tief „Gequält hat mich, daß wir Julia die Geborgenheit verweigerten, die sie sich spürbar wünschte.“ (S.165 Z. 30-32). Er fühlt sich schuldig seinem Kind gegenüber „Wir haben sie um ihr Recht betrogen, indem wir uns haben scheiden lassen, und daß wir es gemeinsam taten, hat die Schuld nicht halbiert“ (S.165 Z.45-48). Er selbst benennt es treffend „…,brach es mir das Herz“ (S.165 Z.43).

Michael beschließt aus seinen Fehlern zu lernen. Doch trotz seines guten Willens kann er Hanna nicht loslassen, denn sie ist sein Frauenideal („…,daß eine Frau sich ein bißchen wie Hanna anfassen und anfühlen, ein bißchen wie sie riechen und schmecken muß, damit unser Zusammensein stimmt“ S. 165 Z. 50-S.166 Z.53) Als er jedoch in seinen späteren Beziehungen „von Hanna erzählt“ (S.166 Z.53-54) muss er feststellen dass sich keine seiner Freundinnen für seine erste Liebe interessiert. Das mangelnde Verständnis der Frauen ist sicherlich ein Grund, weshalb Michael aufgibt. Aufgibt gegen seine Gedanken und Gefühle gegenüber Hanna zu kämpfen und schließlich, hinsichtlich dieses Themas verstummt („So gab ich das Erzählen wieder auf.“ (S.166 Z.68-69). Er resigniert und ist überzeugt davon dass man durch seine Taten zeigt was einen beschäftigt, auch ohne zu sprechen („Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist, was man tut, kann man das Reden auch lassen.“ S.166 Z.69-70) Der Ich-Erzähler stellt das Reden über seine Gedanken und Gefühle also als unnötig dar.


Anhand dieses Romans sieht man was für ein Ausmaß an Beeinflussung ein einziger Mensch auf einen anderen haben kann. Der Autor Bernhard Schlink wollte sicherlich eben dies veranschaulichen. Oftmals, wie in dem Fall von Hanna und Michael, hat man mehr Einfluss auf das Leben des anderen als man vielleicht glauben möchte oder glauben kann. Auch zeigt das Buch, wie wichtig es ist in einer Beziehung zu sprechen und was das Fehlen der Aussprache für Folgen hat. Ob Hanna gewusst hat was sie ihm antat? Ob Michael sich selber zu viel Schuld angelastet hat? Dies sind Fragen die mir oftmals beim Lesen in den Sinn gekommen sind – und für die ich keine klare Antwort besitze.